Biokohle – „Schwarzes Gold“ der Zukunft?

26.01.2015 20:30 von Sabine Driehaus

Das Herstellungsverfahren für Peter Brinkheges Biokohle kopiert im Prinzip die natürlichen Vorgänge der Kohlebildung: Bei der „Hydrothermalen Carbonisierung“ (HTC) werden feuchte oder nasse Pflanzenreste unter einem Druck von 16 Bar und bei einer Temperatur von 200 Grad Celsius in geschlossenen Druckbehältern verpresst, ähnlich wie bei einem Dampfkochtopf. Als Abfallstoffe entstehen Wasser, SiO2 (Kieselsäure) und die in den Pflanzen enthaltenen Nähr-, Mineral- und sonstigen Stoffe. Damit dieses Verfahren wirtschaftlich sei, müssten allerdings große Mengen an biologischem Abfall umgesetzt werden; Kleinanlagen lohnten sich daher nicht, so Peter Brinkhege.

Der wesentliche Unterschied zur fossilen Kohle besteht darin, dass fossile Kohle die Pflanzenreste aus Millionen von Jahren enthält. Da Pflanzen eine „CO2-Senke“ sind, das heißt, sie binden durch ihre Stoffwechselprozesse das CO2 aus der Atmosphäre, befindet sich auch der gespeicherte Kohlenstoff aus Millionen von Jahren in der Kohle. Verbrennen wir diese, wird er in Form von („fossilem“) CO2 mit einem Schlag freigesetzt und belastet unsere Atmosphäre zusätzlich zu dem CO2, was sich im heutigen natürlichen Kreislauf befindet. In der Biokohle werden nur „aktuelle“ Pflanzenreste verarbeitet, die, würden sie einfach so verrotten, dieselbe Menge an CO2 freisetzten wie bei der Nutzung als Brennstoff. Biokohle konzentriert und bindet also nur ohnehin in unserem Kreislauf befindliches CO2; sie ist deshalb „CO2-neutral“ und ausschließlich in diesem Sinn „bio“.

Was macht man mit der Biokohle?

Peter Brinkheges erklärtes Ziel ist es, mit seiner Biokohle einen Teil der fossilen Kohle in konventionellen Kraftwerken zu ersetzen. Aus diesem Grund plane er den Bau einer Anlage bei Ibbenbüren, also in der Nähe eines potentiellen Abnehmers von Biokohle. Eine Nutzung in größerem Stil, wie sie Vattenfall und RWE einer dpa-Meldung zufolge vorschwebt, würde diese aber vor ein Rohstoffproblem stellen: So viel pflanzliche Abfälle, dass damit die Kohlekraftwerke komplett umgerüstet werden könnten, gibt es nicht. Deshalb nutzen die Großkraftwerksbetreiber veredelte Holzpellets als „Biokohle“. Aber auch das Holz dafür muss irgendwo herkommen. Maßnahmen wie „die Wälder auszufegen“ oder schnellwachsende Bäume anzupflanzen sind ökologisch fragwürdig und würden uns vor neue Probleme stellen, da sie wesentlich in den natürlichen CO2- und den Nährstoffkreislauf eingriffen.

Biokohle könnte auch als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Die Biokohle selbst enthält zwar keine Nährstoffe, eignet sich aber durch ihre Oberflächeneigenschaften gut als Trägersubstanz; sie müsste dann zusätzlich mit Nährstoffen angereichert werden, z.B. durch eine vorgeschaltete Kompostierung.

Diese Art der Nutzung hat noch einen Nebeneffekt: So wie die fossile Kohle das CO2 der Atmosphäre früherer Erdzeitalter „gespeichert“ hat, bis die Menschheit auf die Idee kam, sie als Brennmaterial zu nutzen, ließe sich mit Hilfe der Biokohle auch heute CO2 dem Kreislauf entziehen und für einige Zeit im Boden binden.

Bei allen Nutzungsarten besteht noch Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Sollte es möglich und wirtschaftlich sein, kleine Anlagen zur Herstellung von Biokohle dort zu errichten, wo sowohl genug biologischer Abfall als auch Abnehmer direkt vor Ort sind, könnte die Biokohle einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Aber auch wenn die Biokohle einen Schritt in die richtige Richtung darstellt: Das Klimaproblem können wir allein damit nicht lösen. Es reicht nicht, den natürlichen CO2-Gehalt der Atmosphäre zu verringern, während die Hauptverursacher des CO2-Anstiegs, die Kohlekraftwerke, der Autoverkehr, die Industrie und die Ölheizungen weiter ihr fossiles CO2 in die Luft blasen. Aber auch wir alle können zu einer Reduzierung beitragen: Durch Energiesparen, Wechsel zu einem Ökostromanbieter, die Dämmung unserer Häuser, Installation von Solaranlagen, Austausch der alten Heizungsanlagen und vermehrter Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel beispielsweise sparen wir nicht nur fossile Brennstoffe, sondern auch Geld. Jeder auch noch so kleine Schritt leistet einen Beitrag!

Wir informieren Sie über die Möglichkeiten. Sprechen Sie uns an! info@sefb-ev.de. Fragen zur Biokohle beantwortet unsere Arbeitsgruppe „Gewinnung von Energie aus Biomasse“, biomasse@sefb-ev.de.

 

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