Grün, grün, grün sind alle meine Kleider…

25.11.2016 13:00 von Sabine Driehaus

Meistens grün: Der Tannenbaum

Jahresrückblicke haben zurzeit Hochkonjunktur, und so wollen auch wir uns diesem schönen, alten Brauch nicht verschließen. Um aber leidige Wiederholungen zu vermeiden, lassen wir in diesem Jahr die Politik mal Politik sein und wenden uns einem Thema zu, dem normalerweise wenig Aufmerksamkeit zuteilwird: Der Modefarbe des Jahres.
Es ist nicht nur so, dass grüne Gummibärchen am besten schmecken, nein, das Grün ist mittlerweile ein fester Bestandteil unseres Denkens und allgegenwärtig. Im Gras, im Specht, im Dümmer - pardon: Dünger - und in der Tante. Weiße Weihnachten? Schnee von gestern! Böse Zungen behaupten zwar, dass alles Grüne einfach noch nicht reif sei, siehe Tomaten und Schnäbel, aber das sind – wie gesagt – böse Zungen.
Auch wenn der Grüne Jäger schließen musste, gibt es in unserer Gemeinde noch viel grünes Licht für Gewerbe auf der grünen Wiese und Wohnen im Grünen; Eisenbahnlinie, Hochspannungsleitung und nasse Füße inklusive. Aber nur die Harten kommen ja bekanntlich in‘n Garten.
Mitbürgern, die mit dem Wolf tanzen, wird dringend empfohlen, beim Aufenthalt im Freien grüne Bommelmützen zu tragen und Maibowle mitzuführen. Schließlich wissen schon unsere Jüngsten, dass sich das Gefahrenpotential mit öffentlichem Zurschautragen roter Käppchen und Rotweinflaschen dramatisch erhöht, ganz zu schweigen davon, dass man kranke Großmütter generell meiden sollte, wenn man gar kein Risiko eingehen will.
Der Hype ums Grün macht auch vor der Wirtschaft nicht halt. Hier kann sich freuen, wessen Kühe nicht lila sind. Aber Vorsicht! Nicht überall wo Grün draufsteht, ist auch Grün drin. Wie das mit Trendfarben nun mal so ist, greifen viele, die keinen grünen Daumen haben, zur Tarnung: Ein fescher Anstrich verwandelt so manches Trafohäuschen in eine blühende Landschaft und die Masten der Höchstspannungsleitung in Mammutbäume. Wer aber einfach nur Grünspan ansetzt oder – Geiz ist geil! -  sich ohne fundierte fachliche Beratung der Billigfarbe aus dem Baumarkt bedient, kann schnell sein blaues Wunder erleben:
Das Grün der RWE („Richtig Wenig Erneuerbare“) beispielsweise blutet trotz innovativen, stylischen Auftritts und neuer Rezeptur schon beim ersten Waschen so aus, dass nur noch knapp 5 Prozent der im Etikett angegebenen Farbintensität zurückbleiben. Also Augen auf beim Farbenkauf, denn: Entscheidend ist, was hinten raus kommt.
Schwarze Seelen lassen sich allerdings nur schwer übermalen. Da sollte man grundieren. Aber gründlich. Denn wenn grün, dann richtig.

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