Mein Strom kommt aus der Steckdose Teil 3: Das Erneuerbare–Energien–Gesetz - wer legt hier was um?
03.02.2014 19:41 von Sabine Driehaus
Worüber klagen die Energieversorger?
Etwa 74% des angebotenen Stroms kommen aus konventionellen Kraftwerken – in der Hauptsache Kohle- und Atomkraftwerke, während die restlichen 26% von erneuerbaren Energien abgedeckt werden – Tendenz steigend. Die Energieversorger sind über das EEG verpflichtet, den mit erneuerbarer Energie produzierten Strom abzunehmen und auch für den Erhalt und den Ausbau des Stromnetzes zu sorgen. Wird also ein neues Windrad gebaut, muss der Netzbetreiber es anschließen; die Kosten dafür trägt der Betreiber des Windrades. Im Gegensatz zu Atom- und Kohlekraftwerken wird Strom aus erneuerbaren Energien häufig von vielen mittelständischen Firmen, Bürgergenossenschaften und Privatpersonen erzeugt, was die Stromeinspeisung unübersichtlicher macht und den regulativen Aufwand für die Netzbetreiber erhöht. Ein weiteres Problem für die Versorger ist die Tatsache, dass momentan alle Energieträger zusammen soviel Strom produzieren, dass vor allem zu wind- und sonnenreichen Zeiten ein Überangebot an der Strombörse entsteht, was ja bekanntlich den Preis senkt. Dieser Überschuss an Strom lässt sich noch nicht speichern und muss sofort abgenommen werden – wenn nicht im Inland, dann im Ausland. Und das oft zu so niedrigen Preisen, dass die Energieversorger Alpträume bekommen. Da vor allem große Energieversorger Tochterunternehmen haben, die Kohle- und Atomstrom erzeugen, stellen die erneuerbaren Energien natürlich auch eine zusätzliche Konkurrenz dar.
Warum ist der Strom für uns so teuer?
Das EEG garantiert den Erzeugern erneuerbarer Energien eine feste Einspeisevergütung oberhalb des Marktpreises. Die Energieversorger möchten diesen Preis nicht bezahlen, und deshalb wird die Differenz zwischen der Einspeisevergütung und dem Marktpreis auf die Stromkunden umgelegt (EEG-Umlage). Je geringer also der Marktpreis, desto höher die Differenz und desto mehr müssen wir bezahlen. Das Kuriose daran: Der Marktpreis ist deshalb so niedrig, weil zum einen die 26% Ökostrom aufgrund der fehlenden Rohstoffkosten günstig zu produzieren sind, und zum anderen der Staat den Strom aus alten, oft schon abgeschriebenen konventionellen Kraftwerken obendrein auch noch stark subventioniert. Außerdem wollen sich deren Betreiber nicht durch die erneuerbaren Energien vom Markt verdrängen lassen, obwohl der Ersatz der konventionellen durch die erneuerbaren Energien ja eigentlich das Ziel der Energiewende ist. Solange sich mit den alten Kraftwerken noch Geld verdienen lässt, sehen die Stromanbieter keinen Grund, sie abzuschalten – im Gegenteil: Seit 24 Jahren – so lange gibt es die Energiewende schon – wehren sich die großen Energieversorger mit aller Kraft gegen die erneuerbaren Energien und versuchen deren Ausbau zu behindern. Das Nichtabschalten der konventionellen Kraftwerke führt also zu dem Überangebot mit den oben erwähnten Folgen.
Dazu kommt, dass etwa 1700 Firmen als Großverbraucher von der EEG-Umlage befreit sind; darunter auch die Bergbau-Tochterunternehmen einiger großer Energieversorger. Sie können ihren Strom direkt an der Strombörse kaufen und bezahlen so den niedrigen Marktpreis. Damit läuft rund ein Sechstel des Gesamtstromverbrauchs jährlich an der EEG-Umlage vorbei (das macht 5 Milliarden Euro aus!), und der oben erwähnte Differenzbetrag muss von den kleineren Firmen und Privathaushalten allein aufgebracht werden. Mit anderen Worten: Wir als Kleinverbraucher fördern nicht nur die erneuerbaren Energien über die EEG-Umlage, sondern auch noch die energieintensiven Industrie- und Verkehrsbetriebe, denn deren Befreiung von der Umlage ist nichts anderes als eine indirekte Subvention.
Die Subventionierung der konventionellen Energieformen bezahlen wir über unsere Steuern auch – nur den meisten von uns ist das gar nicht bewusst. Die Tatsache, dass Steuergelder an anderen Stellen fehlen, bringt man ja nicht zwangsläufig mit den Kosten für Subventionen in Verbindung. Die EEG-Umlage hingegen sehen wir als Teil unserer Stromrechnung und können uns darüber ärgern. In Großbritannien übrigens schließt man eine ähnliche Umlage über die Verbraucher auch nicht aus – für Atomstrom - falls die staatlichen Subventionen nicht ausreichen sollten. Ob sich der britische Volkszorn dann genauso gegen die Atomkraft richten wird, wie hierzulande gegen die erneuerbaren Energien?
Sind die erneuerbaren Energien wirklich Schuld an der ganzen Misere?
Die EEG-Umlage ist keine Umlage tatsächlich entstehender Kosten der Energiewende. Der Marktpreis ist ein Kunstgebilde, das uns vorgaukelt, die konventionellen Energieträger seien billig und die erneuerbaren Energien aufgrund des EEG teuer.
Natürlich werden die erneuerbaren Energien über das EEG subventioniert. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass dies nahezu die einzige Förderung ist, die Produzenten von Ökostrom erhalten. Die Energiewende kostet Geld, ja, aber im Gegensatz zu den konventionellen Energien macht sich die Investition bezahlt. Wenn wir die erneuerbaren Energien nicht mehr fördern und so in der Konsequenz weiter auf fossile Energieträger setzen, ist sicher: der Strompreis wird stärker steigen, weil diese Rohstoffe importiert werden müssen, endlich sind und eine Menge Folgekosten im Bereich Gesundheit, Klima und Umwelt produzieren. Die dadurch entstehenden höheren Stromkosten wären dann nur durch eine noch höhere Subvention aufzufangen.
Eine Energiewende ist auf lange Sicht also kostengünstiger als keine Energiewende.
Fortsetzung folgt!