Zwischen WAA-hnsinn und Windkraft
11.06.2017 22:04 von Sabine Driehaus
Zwischen WAA-hnsinn und Windkraft
1984 - Eine kleine Retrospektive
2050 – ein magisches Jahr, denn dann soll unsere Energieversorgung zu 100 Prozent erneuerbar sein. Das schaffen wir nie! Das schaffen wir nie?
Dreiunddreißig Jahre sind es noch bis 2050. Drehen wir das Rad der Zeit doch einmal um genau diesen Betrag zurück, ins Jahr 1984, dem Jahr, in dem Mark Zuckerberg, Helene Fischer und das RTL-Fernsehen das Licht der Welt erblickten: Wie sah das Leben aus zwischen Friedensbewegung, New Wave und Helmut Kohl?
Die Hits der 80er und das Beste von damals
Während die Computerfirmen Apple und IBM 1984 ihre ersten und noch teuren Personal Computer „Apple Macintosh“ und „IBM PC/AT“ vorstellten, tippte Ottonormalverbraucher seine Texte und Briefe noch mit der (elektrischen) Schreibmaschine. Zentrale Computer in Firmen und Universitäten hatten die Größe eines Besenschranks.
Die grauen Wählscheiben-Telefone waren nicht wirklich „handy“: Eine verlängerte Telefonschnur erhöhte die Grundgebühr beträchtlich, also harrte man tapfer so manche Stunde neben dem Apparat im (meist unbequemen und nicht geheizten, aber zentral gelegenen) Flur der WG aus, während der Countdown des unerbittlich klickenden Einheitenzählers das Ende der schwarzen Zahlen auf dem Konto einläutete.
Big Brother überwachte uns auch schon damals – mit Hilfe von Volkszählungen und Mikrozensus, sowie Strafzahlungen und Beugehaft für denjenigen, der sich der Fragen der Datenerheber an der Haustür zu erwehren versuchte.
Urlaubsfotos wurden nasschemisch entwickelt, hier musste man sich (ggf. tagelang) in Geduld hüllen, und wollte man sie teilen, bemühte man die Post.
Schnelle Datenübertragung? Kein Problem, wenn man sie persönlich überbrachte.
Als soziale Plattform diente die Kneipe an der Ecke, und für die schriftliche Kommunikation unter Freunden war er Standard: Der Brief. (Erinnern Sie sich noch?)
Wenn er nicht über eine umfangreiche (Vinyl-) Plattensammlung verfügte (die CD war noch jung), „streamte“ der Jugendliche der Achtziger Jahre seine Musik mittels eines Kassettenrecorders, jeden Samstagabend zur „Hitparadenzeit“ vor dem Radio lauernd.
Oversized war nicht nur die Mode, sondern auch das Projekt „Große Windanlage“ (GROWIAN), das man brauchte, um zu beweisen, dass die Gewinnung von Strom aus Windenergie nicht funktioniere, so Günther Klätte, damaliges Vorstandsmitglied der RWE: „..dass GROWIAN so etwas wie ein pädagogisches Modell sei, um Kernkraftgegner zum wahren Glauben zu bekehren.“ Letztere, denen durch das medienwirksame Scheitern von GROWIAN der Wind buchstäblich aus den Segeln genommen werden sollte, strichen mitnichten selbige, sondern nahmen das als Ansporn, es besser zu machen. Mit Erfolg: Heutzutage sind noch wesentlich größere und leistungsfähigere Windräder Standard.
Das Waldsterben und die Risiken der Atomenergie waren Triebfedern für die Suche nach alternativen Technologien zur Energiegewinnung. Die erneuerbaren Energien steckten noch in den Kinderschuhen, versetzten aber schon damals die konventionellen Energieerzeuger in Alarmbereitschaft: „Ohne Kernkraftwerke gehen die Lichter alle aus!“
100 % erneuerbare Energien bis 2050
Warum sollten wir das nicht schaffen? Vor allem den klugen Köpfen und der Beharrlichkeit der 80er Generation ist es zu verdanken, dass die erneuerbaren Energien in den vergangenen drei Jahrzehnten eine gigantische Erfolgsgeschichte geschrieben haben und heute 33 Prozent der Stromversorgung ausmachen. In vielen Bereichen hat sich die Technik mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit entwickelt: Was heute selbstverständlich ist, war 1984 noch nicht einmal vorstellbar. Überlebt hat – neben der „Lindenstraße“ – nur der Widerstand der großen Energiekonzerne gegen die Energiewende. Warum also so pessimistisch in die Zukunft schauen?
Wir müssen nur wollen…
...denn schon bald wird der Einsatz klima- und umweltschonender Technologien keine Frage der politischen Couleur mehr sein, sondern der Notwendigkeit.